Die Stadt Gaza kennen wir heute vor allem als ein Zentrum des Konfliktes zwischen Israelis und Palästinensern und Schauplatz einer humanitären Krise. Die Ausstellung des Zentrums für Mittelmeerstudien der Ruhr-Universität Bochum lädt ab Juli dazu ein, die Stadt aus einer anderen Perspektive kennenzulernen.
Die Ausstellung nimmt die Besucher mit auf eine Zeitreise in das Gaza vor dem Ersten Weltkrieg und die damit beginnenden Nationalitätenkonflikte im Nahen Osten. Anhand von historischen Fotos, Karten und Texten wird ein anderer Blick auf Gaza möglich: als einer Stadt des östlichen Mittelmeerraums, die seit Jahrtausenden von ihrer besonderen Lage profitierte. Die wirtschaftliche Basis der Stadt war lange ihre Stellung als Handelsplatz an der Karawanenstraße zwischen Syrien und Ägypten. Zugleich war Gaza ein regionales Marktzentrum an der Grenze zwischen einer produktiven landwirtschaftlichen Region sowie den Steppen des Negev und des Sinai und somit ein Treffpunkt von Bauern, nomadischen Viehzüchtern und Händlern. Um 1900 war Gaza auch ein Zentrum islamischer Bildung. Dabei profitierte es wiederum von der Nähe zu Ägypten, wo zahlreiche junge Männer aus der Stadt zu Religions- und Rechtsgelehrten ausgebildet wurden.
Im späten 19. Jahrhundert gerieten die Stadt und ihre Region in den Fokus der Weltpolitik, als Großbritannien Ägypten besetzte und mit dem Osmanischen Reich um die Kontrolle des Sinai mit dem für den Welthandel so wichtigen Suezkanal rivalisierte. Im Ersten Weltkrieg entwickelte sich diese Rivalität zu einer militärischen Konfrontation, an der auch deutsche und österreichische Truppen als Verbündete der Osmanen teilnahmen und in deren Verlauf Gaza weitgehend zerstört wurde.
Gaza um 1900 war eine Stadt, die jahrtausendealte Traditionen wahrte und die sich gleichzeitig der beginnenden Globalisierung gegenüberstehen sah und sich den daraus resultierenden wirtschaftlichen, politischen und sozialen Entwicklungen anpassen musste. Die Jahre um 1900 waren gleichzeitig für viele Menschen in Gaza und im weiteren östlichen Mittelmeer auch eine Zeit des Aufbruchs. In einem weiteren Zusammenhang spricht man für das östliche Mittelmeer zwischen 1880 und 1914 von einem besonderen „levantinischen Moment“, in dem technischer Fortschritt, Bildung und eine weitgehende Reisefreiheit ungekannte Möglichkeiten eröffneten. Für Gaza eröffneten sich neue wirtschaftliche Chancen, als die Stadt zum bevorzugten Getreidelieferanten für britische Brauereien wurde.
Die Ausstellung wirft Schlaglichter auf so unterschiedliche Themen wie Stadtentwicklung, Arbeitsleben und Lokalpolitik. Zugleich präsentiert sie Biographien unterschiedlicher Menschen, die Gaza um 1900 mitgeprägt haben.
Das Zentrum für Mittelmeerstudien präsentiert diese Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Seminar für Orientalistik und Islamwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum sowie dem Department of Middle Eastern and Islamic Studies der Universität Haifa.
Ansprechpartnerin für weitere Informationen ist Dr. Sarah Büssow (Zentrum für Mittelmeerstudien): sarah.buessow@rub.de).
Abstract:
Gaza during the late Ottoman period was a town caught up in internal political strife. The city’s elite families tended to operate within rival factions while trying to draw Istanbul into its internal conflicts. In this context, they formed complex relationships with Jerusalem’s elite that dominated Palestine’s politics, as well as with agriculturalists and Bedouins in Gaza’s hinterland. The article presents the first systematic account of factional strife in Gaza during the period. In addition, it examines what caused the internal divisions in Gaza to be so severe and whether factionalism also played out in urban space. In answer to these questions, we suggest that (1) the particular severity of factionalism derived from rising stakes resulting from imperial politics and economic benefits, and (2) that factionalism and urban development interacted with each other, leading to a particular type of ‘spatialized factionalism,’ It is hoped that this perspective will enhance our understanding of both urban politics and urban development in other cities of the Ottoman Empire’s Arab provinces.
Keywords:
Ottoman Empire – Late Ottoman Palestine – Gaza – urban history – politics of notables – factionalism
20-23 March 2018
Venue: University of Haifa
The meeting will focus on the preparation of an edited volume with a focus on:
We congratulate our team member Ahmad Fahoum on winning an award in a competition organised by the Jerusalem National Library's Arab press project ('Jaraid') with a paper on the fall of the Ottoman Caliphate as reflected in Palestinian newspapers. The paper's full title is (in Arabic):
إسقاط الخلافة العثمانية في الصحافة الفلسطينية: نظرة على منشورات الصحف الفلسطينية حول موضوع إسقاط الخلافة العثمانية في تركيا
15 May 2017, 10 - 12 am. Venue: University of Tuebingen, University Library, Schulungsraum (Bonatzbau, B 004), Wilhelmstraße 32.
Abstract:
Recently the Optical Character Recognition (OCR) methods have reached such a level of sophistication, that now we can rename some of those applications as Intelligent Character Recognition (ICR). For the specific task of unsupervised computerised image recognition of late Ottoman documents, we must develop Intelligent Word Recognition (IWR) methods for handwritten documents in an unsegmented script. An intermediary step to reach this goal is to set libraries and datasets for ‘ground truths’. In this talk we will present and discuss our approaches to build up these ‘ground truths’ for the specific needs to work on late Ottoman population registers.
"Reading and Mapping Late Ottoman Censuses for Istanbul and for Other Cities"
16 May 2017, 4 - 6 pm. Venue: Abteilung für Orient- und Islamwissenschaft, Wilhelmstraße 113.
12-13 May, 2017
Venue: University of Tuebingen
The meeting focussed on three questions: